
Multi-Milliardendeal von Roche mit Zealand Pharma
Mit einem Fünf-Milliarden-Kooperationsdeal von Roche mit der dänischen Zealand Pharma setzen die Schweizer ein deutliches Zeichen im Kampf gegen Übergewicht. Mit der gewaltigen Vorabzahlung von über 1,6 Mrd. US-Dollar, von denen 1,4 Mrd. sofort in bar ausgezahlt werden, dürfte diese exklusive Kooperation einen neuen Rekord markieren. Insgesamt können bei der weiteren erfolgreichen Entwicklung des umworbenen Wirkstoffes Petrelentide zusätzliche Meilensteinzahlungen in Höhe von rund 4 Mrd. US-Dollar fällig werden. Der gerade noch absinkende Kurs von Zealand schießt raketenartig in die Höhe.
Roche hat eine exklusive Partnerschaft mit Zealand Pharma geschlossen, um das vielversprechende Amylin-Analogon Petrelintide gegen Adipositas gemeinsam zu entwickeln und zu vermarkten. Das Medikament, das sich derzeit in der klinischen Phase II befindet, soll als Monotherapie sowie in Kombination mit Roches dualem GLP-1/GIP-Rezeptoragonisten CT-388 eingesetzt werden.
Die Zusammenarbeit erweitert Roches Portfolio im Bereich kardiovaskulärer, renaler und metabolischer Erkrankungen (CVRM). Adipositas betrifft weltweit immer mehr Menschen und geht mit zahlreichen Begleiterkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden einher. Petrelintide könnte sich als Schlüsseltherapie für das Gewichtsmanagement etablieren, da es eine hohe Wirksamkeit mit verbesserter Verträglichkeit kombiniert. Die Transaktion soll im zweiten Quartal 2025 abgeschlossen werden, vorbehaltlich regulatorischer Genehmigungen.
Zealand Pharma erhält im Rahmen des Vertrags eine Vorauszahlung von 1,65 Mrd. US-Dollar, davon 1,4 Mrd. US-Dollar sofort in bar. Weitere Meilensteinzahlungen könnten den Gesamtbetrag auf bis zu 5,3 Mrd. US-Dollar erhöhen. Beide Unternehmen teilen sich Gewinne und Verluste in den USA und Europa, während Roche die Exklusivrechte für den Rest der Welt übernimmt.
Der Schweizer Pharmakonzern erwarb erst Ende des vorvergangen Jahres für 2,7 Mrd. US-Dollar das Biotech-Unternehmen Carmot Therapeutics und übernahmen dabei drei Wirkstoffkandidaten, darunter den dual GLP-1/GIP-Rezeptoragonisten CT-388. Roche hofft, dass dieser injizierbare Adipositas-Wirkstoff in späten Studien eine Gewichtsreduktion von 25 % zeigen könnte, da er in einer Phase Ib-Studie bereits eine durchschnittliche, placebokorrigierte Gewichtsabnahme von 18,8% über 24 Wochen erreicht hat.
Roche ist spät auf den Zug der Diätwirkstoffe aufgesprungen, entsprechend hoch sind bereits die Preise, die bei Übernahmen oder Kooperationen aufgerufen werden in einem Markt, der derzeit von Eli Lilly und Novo Nordisk dominiert wird – und die mit den Markterfolgen ihrer Diätspritzen für eine neue Welle an milliardenschweren Übernahmen und Partnerschaften gesorgt haben.
Die deutsche Boehringer Ingelheim hatte schon früher Interesse an den Wirkstoffen von Zealand Pharma gefunden und für den einlizensierten Wirkstoff Survodutide kürzlich von der FDA den Status eines Durchbruchs bei der Behandlung von Fettleber erhalten. Ende des vergangenen Jahres teilte Boehinger mit, dass sie mit zwei Survodutid-Studien in die letzte von drei Testphasen am Menschen zur Behandlung von MASH und Lebervernarbung starten werden und auf eine Zulassung 2027 oder 2028 hoffen würden. Die Kooperation besteht schon seit 2011, die Preise für Wirkstoffe in dieser Indikation waren noch deutlich niedriger und aktuell stehen Zealand aus dem Deal mit Boehringer noch etwas über 300 Mio. Euro zu – bei Erfolg quasi ein Schnäppchen für die Ingelheimer.